DOK DELFT OPEN

ALLES, WAS DAS HERZ BEGEHRT

November 6, 2018

Wenn eine Kunstschule, eine Bibliothek und eine Musikschule mit Budgetkürzungen konfrontiert sind, die sie alle zum Umzug in das gleiche Gebäude zwingen, was passiert dann? Möglicherweise Chaos, oder vielleicht eine einzige Institution hinter drei separaten Türen? Nicht bei diesem Projekt. Alle Parteien wussten, dass die einzige Lösung darin lag, intelligent zu kooperieren.

Diese drei Parteien mussten sich also ein einziges Bibliotheksgebäude teilen. Während der Workshops stellten wir uns die drängende Frage: „Wenn wir alle diesen Raum miteinander teilen werden, wie können wir das am besten tun?“ Diese Frage war die Geburtsstunde unseres Designprozesses. Als wir an Bord des Projekts kamen, wussten wir, dass wahrscheinlich Opfer gebracht werden müssten. Leider waren wir selbst diesbezüglich keine Ausnahme. Wir hatten vor etwa zehn Jahren den ersten Innenraum für DOK entworfen und wurde nur unter der Bedingung beauftragt, dass wir unsere eigenen Konzepte und Herangehensweisen komplett neu erfinden würde. Der erste Schritt erfolgte daher nach dem Motto Kill your darlings. „Killing your darlings“ bedeutet, sich von alten Überzeugungen zu verabschieden . den althergebrachten Lösungen, auf die man aus Gewohnheit immer wieder zurückgreift.

The only way out was in.

Aat Vos Aat Vos Creative Director bei includi

Deine „Darlings“ sind praktisch; sie wurden schließlich immer und immer wieder getestet. Das einzige Problem mit diesen „Lieblingen“ ist, dass sie am Ende deine Kreativität zerstören. Sie sind die “Pizza Margherita” unter den Konzepten: Eine sichere Bank, aber auch fad und langweilig, weil Sie sie schließlich schon so oft bestellt haben. Um sich neu erfinden zu können, muss man in der Lage sein, sich von seinen Lieblingen zu verabschieden, ja sie regelrecht zu „töten“. Bei diesem Projekt war also sozusagen ein echtes „Blutbad“ vonnöten. Nachdem alle Parteien die Ideen und Überzeugungen, an denen sie so lange festgehalten hatten, losgeworden waren, kristallisierte sich allmählich ein neuer Ansatz heraus. Gemeinsam entschieden wir, dass das Gebäude nicht in Schul- oder Bibliothekssegmente getrennt werden sollte – der Schlüssel lag in der Vereinigung.

Das „Blutbad“ wird zur „Suppe“

Die Grundidee ging in Richtung einer Art Minestrone – eine Suppe, die darauf basiert, alle Zutaten in der Küche zusammenzuschmeißen, eine köstliche Mischung aus allem Möglichen. Da Kunst, Musik und eine Bibliothek bereits im Mix enthalten waren, brauchten wir nur noch einen weiteren guten Grund, der die Besucher zum Verweilen animieren würde. Die vierte Zutat der Suppe war die Gastronomie: eine Küche, die von einem professionellen Koch geleitet wird, sowie ein lokaler Hobbykoch, der es genießt, sein Wissen und seine Leidenschaft für gute Küche mit den Besuchern der Einrichtung zu teilen. Die Räume wurden so organisiert, dass die Bewegung der Besucher durch das ganze Gebäude gefördert würde; beispielsweise grenzen die Garderoben der Kinder, die Ballettstunden in der Einrichtung absolvieren, nicht direkt an die Trainingsräume an, sondern sind etwas weiter entfernt gelegen, so dass die Ballettkinder durch die Gemeinschaftsräume schlendern würden, während andere dort lesen oder essen. Indem wir versuchten, die Mischung so interessant wie möglich zu gestalten, schufen wir Interaktion und eine lebendige Atmosphäre – ein klassischer Dritter Ort für jedermann, der dazu beiträgt, eine lebendige Stadt zu erschaffen.

PROJEKTINFORMATIONEN

DOK Delft Library Concept Center 2 ist eine Gemeinschaftskreation von includi, Dok Architecten und Studio Noun.
Zeichnungen: includi
Fotografie: Marco Heyda, Satelliet Meubelen